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Neues Album in Arbeit

Die Batiar Gang ist wieder im Studio! Nach dem ersten Langspieler „Go East“, der 2018 veröffentlich wurde, laufen seit Montag in der Groitzscher Neuseenmühle die Aufnahmen für den Nachfolger. Die Aufnahmen macht Johannes Kitzka (Extraviolette), Mixing und Mastering übernimmt niemand anderes als Umberto Echo (Jamaram, Äl Jawala).

12 Songs wird die neue Platte umfassen und eure Leipziger Lieblingskapelle braucht dafür eure Unterstützung. Wie ihr wisst, kostet eine Produktion viel Geld. Geld, das wir allein nicht auftreiben können. Wir hoffen, dass wir mit eurer Hilfe einen Teil der Produktion stemmen können.

Seit dem letzten Album haben wir viele neue Inspirationen auf unseren Reisen nach Serbien, Bulgarien und Nordmazedonien gesammelt und von lokalen Musiker:innen gelernt. All diese wunderbaren Erfahrungen sollen in das neue Album einfließen und ihr könnt ein Teil davon werden.

Auf GoFundMe könnt ihr die Produktion des neuen Batiar Gang Albums unterstützen. Wir sind dankbar für jede Spende!

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*Es werden keine Verlosungen, Gewinnspiele, Giveaways oder Werbeaktionen im Austausch für alle Spenden angeboten, die an GoFundMe getätigt wurden

Erinnerungen aus Bulgarien

Nach langen erstarrenden Jahren kam in uns aus tiefster Seele das leidenschaftliche Verlangen hervor, neue Erfahrungen des Lachens, des Weinens und des Liebens gemeinsam mit fernen, aber doch in unserem Herzen und der Musik sehr nah verbundenen Menschen auf einer inspirierenden Reise zu erleben. Die Wahl fiel für uns im Jahr 2022 auf Bulgarien.

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Wir spürten lange vorher Wellen an Neugier, etwas über die musikalischen Traditionen beschwingt gebrochener Takte und mystisch schwebender kleiner Sekunden zu lernen. Wir wollten das Leben der Menschen, deren Beisammensein und den hinter der Musik verborgenen alten Geist erspüren.

Sofia

Nach einer viel zu langen Busreise brauchten wir ein Weilchen, um in Sofia unsere Kräfte zu regenerieren. Auch erprobten wir in unserer Besetzung und mit vollgestaubten Reiseinstrumenten manche unserer Lieder und Seppel bekam gleich Unterricht auf der Tapan. Zügig zog es uns dann weiter ins Landesinnere, wo der tobende Stadtlärm sich auflöst und Raum genug ist, um die erklingenden bulgarischen Schätze zu hören. Plötzlich waren wir Passagiere in der Rhodopenbahn und tuckerten mit satten 30 km/h duch das Rilagebirge Richtung Süden Bulgariens. Spontan kamen wir durch ein sich gewaschenes Eisbrecher-Konzert mit sehr ähnlich begeisterten und neugierigen Reisenden in Kontakt, die uns wärmstens ein Festival empfohlen haben: Pirin Pee.

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Zwischen den Rhodopen, dem Pirin- und dem Rilagebirge fand jenes Festival statt und bestand aus mehreren Bühnen, auf denen in traditionellen Trachten gekleidete Menschen aus entlegensten Dörfern ihre zum Teil sonst nur in den Herkunftsgebieten gesungenen Lieder voller Stolz und Anmut vortrugen. Was für eine farbige Welt könnte man entdecken, mit bulgarischem Sprachverständnis den Witz und die Weisheit all dieser alten Lieder inhaltlich zu begreifen...

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Nach einem großen Regensturz gab es auf einem Feld ein riesigen Tanzkreis, der die Musiker und weitere Performances umschloss. Eh man sich versieht, ist man auch teil dessen und stolpert die Schritte mit eigenem Lerntempo hinterher und darf eine wirklich sonderbare Verbundenheit miterleben, die mit dem Herzschlag eines Tapanspielers getragen und mit einer Zurna fast hypnotisch heraufbeschworen wird. Den Abend ließen wir gemütlich in Bansko mit einem Rockkonzert und einem Klezmerquartett, welches sehr spannend arrangierte Abba-Cover vortrug, ausklingen. Am nächsten Tag des Festivals brachten wir unsere Instrumente mit und gesellten uns an den Nachbartisch einer singenden Gruppe von älteren Männern. Schnell entwickelte sich eine neugierige und einladende Stimmung, woraus ein abwechselndes Vorstellen unserer jeweiligen Musik stattfand.

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Freudig staunend genossen wir diese Augenblicke, jener nahen Verbindungen und zelebrierten die Eindrücke des Festivals nach dessen Abbau auf eben jenem Gelände, was am frühen Abend schon völlig Menschenleer war. Wir saßen an einem gemütlichen Lagerfeuer, tauschten uns rege aus, schwelgten und träumten uns in die ohne Gleichen sternklare Nacht.

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Nach ein paar Tagen Entspannung und Nachspüren in Razlog wollten wir bald zu einem zweiten Festival in Koprivshtitsa aufbrechen. Dieses Festival hat uns wahrlich verzaubert. Entlang des Dorfbachs erstreckte sich eine ewig lange Straße, mit Handelsständen gefüllt von bunten, staubig alten, traditionellen, wunderschönen und leckeren Dingen, die alle fleißig verhandelt und gekauft werden wollten. Nachdem wir unsere Zelte häuslich eingerichtet haben, spazierten wir zügig den Berg hinauf, wo die sieben Bühnen zu finden waren, welche auch wie in Pirin Pee von Musizierenden naher und ferner Dörfer bespielt, besungen und betanzt wurden.

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Des Nachts, nachdem die Stände ihr Tagesgeschäft beendeten, erwachte ein sonderbares Treiben im Dorf. Aus allen Richtungen ertönte anregend und verlockende Musik aus Bulgarien, (Nord-)Mazedonien, Griechenland, ... Besonders eindrücklich war ein Konzert von dem Brussels Balkan Orchestra, welches wie ein Magnet sehr viele Menschen heranlockte. Wunderschön war zu sehen, wie die Menschen ihre Freude am Musizieren nicht nur auf der Bühne zeigten, sondern danach noch bis in die Morgenstunden hinein zelebrierten. Eine unglaubliche Stimmung brachte dieser Abend hervor und hat uns nachhaltig sehr inspiriert, jene Musik auch in Leipzig über die Batiar Gang hinaus zu feiern, zu preisen und deren tiefen Botschaften zu leben.

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Bepackt und randvoll gesättigt mit Eindrücken und neuen Ideen, fand nun langsam die Bulgarienreise ein Ende. In Plovdiv spielten wir Sonntag spätabends noch ein wunderschönes Konzert vor einer art Bar für Bierspezialitäten namens „Beer Therapy“. Unendlich dankbar sind wir über die neuen tiefen Freundschaften. Wir vermissen euch Miki, Atanas, Maria, Nikolas, Filip! Wir schwelgen mit einem inneren Grinsen um die schöne Zeit, die Herzlichkeit, die neuen Klänge, den frischen Wind und die Sehnsucht.

Die Rückreise startete am Folgetag in Plovdiv.

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... nicht jedoch für Tony und Stefan: sie gaben ihrer Sehnsucht nach, weiter gen Süden zu düsen und schipperten auf die Insel Samothraki. Diese Abenteuer erzählen sie aber gern auf Anfrage nach einem Konzert oder an einem Lagerfeuer.

Ukraine-Support

Wir sind sehr bestürzt über die aktuelle Situation in der Ukraine. Wir verurteilen Putins militärische Invasion in die Ukraine und solidarisieren uns mit der ukrainischen Bevölkerung und den russischen Oppositionellen.

Gerne möchten wir unsere Unterstützung anbieten und spenden ab sofort 100% aller Einnahmen aus unseren Musik- und Merch-Verkäufen an den “Freie Ukraine e.V.” Braunschweig.

Beim “Freie Ukraine e.V.” Braunschweig waren wir schon mehrfach zu Gast und unterstützen ihre Arbeit von Herzen. Seit 2015 leistet der Verein humanitäre Hilfe, bringt Menschen aus Deutschland und der Ukraine zusammen und informiert über die ukrainische Geschichte und aktuelle Vorgänge. Ihre direkte Kooperation mit Personen vor Ort gewährleistet eine schnelle und effektive Hilfe.

Spendet direkt unter: HUMANITÄRE HILFE FÜR DIE UKRAINE
Kontoinhaber
FreiE Ukraine Braunschweig e. V.
IBAN: DE08 2505 0000 0152 0513 30
BIC: NOLADE2HXXX
Braunschweigische Landessparkasse

Oder holt euch Musik und Merch über Bandcamp oder batiargang.org .

Musikvideo zu "Go East, Go Home"

Zusammen mit Leipzig Live Sessions haben wir zu dem Albumtitel "Go East, Go Home" ein schniekes Video aufgenommen. Vielen Dank an Richard für die Aufnahmen und danke auch an das Heiter bis Wolkig für das schöne Ambiente! Aber jetzt: Boxen auf, anschauen, liken und teilen! Spread the word!

In Serbien - Teil 2

Vlaslnsko Jezero - die Serbische Adria

Nach so vielen unglaublichen Erlebnissen wollten wir ein paar Tage in der Natur zu uns finden und die Seele baumeln lassen. Uns wurde ein See empfohlen, der sich ganz in der Nähe von Vladicin Han befindet. Mit einer hügeligen und Serpentinen reichen Busfahrt, auf der wir Kinderlieder aus unserer Schulzeit sangen, gelangten wir schließlich an den nördlichen Zipfel von Vlaslnsko Jezero.

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Es war eine Idylle, die nicht nur wir sondern auch sehr viele Serbische Familien zu schätzen wussten.

Die kommenden drei Tage entspannten wir uns: schwammen zu versteckten Sandbänken des Sees, badeten bei serbischem Folklore-Ambiente in der Sonne, wanderten in der bildschönen Natur, musizierten mit einem von Eindrücken fast überschwemmten Kopf und erzählten uns leidenschaftlich Geschichten am Lagerfeuer.

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Hier wurde das erste mal der Gedanke ausgesprochen im kommenden Jahr ein Album aufzunehmen und damit das, was wir leben und erleben, in einer Einheit zu fassen.

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Zufälligerweise waren am letzten Tag direkt neben uns Menschen der Hochzeitsgesellschaft angesiedelt, dessen Zug zur Kirche (mit Bojan Krstić Orchestra) wir ein paar Tage zuvor gefolgt waren. Nach einem kleinen Konzert und vielen schönen Gesprächen später lernten wir Ema kennen. Da wir uns gewünscht haben in den kommenden Tagen ein wenig die Gegend um Vladičin Han kennenzulernen, hat uns Ema ihre Heimatstadt Surdulica als nächstes Ziel vorgeschlagen.

Surdulica - prima Pizza

Als wir in der Mittagshitze in Surdulica ankamen, führte uns Ema nach der Ablage unseres Gepäcks durch die Stadt. Wir waren sehr beeindruckt von diesem jungen, belebten Ort. Auch da so viele Kinder deutsch sprechen konnten, fühlten wir uns sonderbar heimisch. Surdulica ist eine wunderschöne, kleine Stadt mit zeitlosem Alltagscharakter. Abends spielten wir dann im Stadtzentrum ein paar unserer Lieder und schnell entwickelte sich um uns eine Traube aus sehr jungen Menschen. Aufgeweckt und motiviert war einer nach dem anderen bereit sein Talent am Instrument (besonders auf der Trompete) zu präsentieren.

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So lernten wir noch am selben Abend viele Bewohner Surdulicas kennen. Unter anderem Stanislav, der für den kommenden Tag dazu bereit war unserm Akkordeonisten Unterricht zu geben. Stanislavs unglaubliche Fingerfertigkeit und sein Spielgefühl ließen uns sprachlos.

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An diesem Abend spielten wir noch ein weiteres Konzert, zu dem Magda eine Feuershow performte. Vor Begeisterung über dieses Spektakel hörten die Kinderaugen gar nicht mehr auf zu leuchten.

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Es rückte der Tag heran, an dem wir auf dem Overload-Festival in Vladičin Han spielen wollten.

Vladičin Han und Provinz

Wir spürten direkt den Organisationsstress der Festivalverantwortlichen, aber als uns schließlich eine Unterkunft besorgt wurde, konnten wir uns ganz auf das Konzert vorbereiten. Trotz dass unser Auftritt nicht groß besucht wurde, war es ein witziges und freies Konzert mit einem sehr dankbarem Publikum.

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Nach dem Festival sind Matze und Magda schon voran gereist, da sie gern noch länger in die Hauptstadt Belgrad eintauchen wollten. Der Rest der Reisegruppe wollte die letzten Tage noch einmal aufs Land fahren.

Wir suchten uns einen schönen Ort auf der Karte und fuhren gestaffelt mit dem Taxi (das in der Gegend einzig sinnige Fortbewegungsmittel) dort hin. Wenige Häuser standen entlang der Straße und wir wurden sofort herzlich von den Bewohnern empfangen. Links und rechts entlang des Bergkamm wuchsen abertausende Himbeersträucher. Ein Bewohner verriet uns das klangvolle serbische Wort für die rosarote Frucht: „Malina“.

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Es gab ein kleine Führung durch den Bauernhof und uns wurden Exemplare der exotischsten Hühnerarten präsentiert. Schließlich wurde uns angeboten mit den Zelten im Garten zu übernachten. Die Ruhe, der Sternenhimmel, die klare Luft, der Mond und der sich leicht zudichtende Nebel waren ein traumhaft schönes Ganzes. Am nächsten Tag wurden wir zu einem Festmahl eingeladen. Uns wurden himmlische Geschmäcker von hausgemachtem Ajvar, Brot, Käse, eingelegten Obsten und fruchtigem Rakija aufgetischt. Wir verstanden uns mit wenigen Worten prächtig und lachten sehr viel.

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Wir bedankten uns tausendfach und spielten im Anschluss ein kleines Konzert. Zum Abschied wurden uns noch zwei große Gläser Ajvar geschenkt. Während dieser zwei Tage hat es Igor geschafft mit einem Bekannten einen guten Preis für eine Goc auszuhandeln, welche wir mit nach Hause nahmen. Mit einem nächtlichen Zwischenstopp in Belgrad trafen wir Magda und Matze und anschließend fuhren wir mit dem Zug wieder über Budapest zurück nach Hause - dabei ließen wir es uns nicht nehmen, den mit uns im Waggon Reisenden ein nächtliches Konzert zu geben.

In Serbien - Teil 1

Letztes Jahr machte sich ein Teil unserer Gang auf Pilgerfahrt ins Land der brassigen Balkanmusik: nach Serbien! Heute sollt ihr ein paar Einblicke dieser Reise erhalten, denn sie hat uns viele Impulse für das Debutalbum gebracht. Viel Spaß!

Belgrad - Es wird heiß

Unser erster Anlaufpunkt war die Hauptstadt Belgrad. Nach schier unendlichen Stunden im Bus bzw. Zug erreichten wir das erste Anlaufziel, die Hauptstadt Belgrad. Unser erster Gedanke war: „Wir schmelzen!“, denn die Reisezeit Juli/August war nicht unbedingt durchdacht gewählt worden. Somit hielten wir die ersten Stunden zunächst völlig knülle im Schutz der Bäume und im Hostel Nickerchen. Zum Glück war in der Unterkunft „Cooking not allowed“, und weil auch „Romance“ nicht gestattet war, konnte es in den Räumlichkeiten nicht all zu heiß werden.

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Ankunft in Belgrad

Abends begaben wir uns schließlich auf die Pirsch durch die Stadt und trafen uns mit einem alten Reisefreund von Seppl: Tica, der sich während unseres Hauptstadt-Aufenthalts als unterhaltsamer Gastgeber herausstellte und uns für den nächsten Tag zu sich einludt. Auf dem Weg zu seiner Wohnung kamen wir, begleitet von funky Akkorden aus Alex Hand, an prachtvollen Jugendstil- und zweckmäßigen Sovjietgebäuden vorbei, welche in Belgrad wie selbstverständlich nebeneinander stehen und ein vielfältiges Stadtbild ergeben. Auch in der Wohnung von Tica fühlte man sich ein wenig wie in eine andere Zeit versetzt.

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Wir verbrachten mit ihm den Tag; aßen, tranken und tauchten mit ihm in erste musikalische Gefilde ein: z.B. in bekannte Volkslieder wie ‚Mito bekrijo‘ und ‚Ajde Janoum‘, um nur zwei zu nennen. Zumeist sehr melancholisch-traurige Lieder, die uns tief berührten. So saßen wir, während eines kühlenden Gewitters und mit Blick auf die Dächer Belgrads zusammen.

Tica vermittelte uns auch unseren allerersten Auftritt in Serbien. Am gleichen Abend spielten wir ein äußerst ungewöhnliches Mini-Konzert in der Frank-Zappa-Bar. Melankas Gesang wurde mit dem obligatorischen serbischen Hall ausgestattet, auf die Gitarre konnte der Soundtechniker anscheinend verzichten und Stefans Reisequetsche wimmerte nach der langen, qualvollen Reise leise vor sich hin.

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Trotzdessen war es ein lustiger Abend und guter Start der Reise. Für den folgenden Tag planten wir schon die Weiterfahrt zur Studentenstadt Niš, denn unser eigentliches Ziel war noch lange nicht erreicht.

Niš - Eine Saitenaffäre

Mit dem Zug fuhren wir weiter Richtung Süden. In Niš stießen zur bisherigen Reisegruppe noch Matze und Magda dazu. Den ersten Abend verbrachten wir in einer Musikkneipe und lauschten der epischen Performance einer Covergruppe. Tags darauf verabredeten wir uns für eine erste Probe im naheliegenden Park, wo wir uns neben der Schach spielenden Rentnerfraktion niederließen. Schon nach wenigen Tönen scharrte sich eine interessierte Meute um uns herum und kurzentschlossen wurde aus der gedachten Probe ein schönes Straßenkonzert.

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Proben in Niš

Beschwingt von unserer Musik, fuhr ein älterer Herr direkt nach dem Konzert davon und kam mit Bier und Popcorn für uns zurück. Eine von vielen Situationen, bei denen wir die serbische Herzlichkeit genießen konnten.

Im Schutz der kühlen Dämmerung hatten wir außerdem noch eine andere Verabredung: ein örtlicher Musiker wollte uns kennen lernen. Gegenüber der historischen Festung, am Ufer des Nišava, versammeln sich allabendlich viele junge Menschen, um gemeinsam Musik zu machen. Virtuos und mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit messen sich dort die Gitarrenspieler, daneben nicken die Metal-Fans an ihren kleinen Lautsprechern und mittendrin saß unsere Gruppe mit ihren Instrumenten. Es war also ein buntes Treiben auf dem Platz und vor allem Alex wurde von den Einheimischen Musikern bedrängt, etwas auf den Saiten zu zupfen. Die hatten übrigens ihre wahre Freude daran, sich über die kleine Reisegitarre zu amüsieren.

Viel länger als 2 Tage wollten wir uns trotzdem nicht in der Stadt aufhalten, da sie uns kulturell nicht in ihren Bann zog. Außerdem hatten wir von unserem Balkanexperten Tino vor der Reise einen heißen Tipp bekommen: in Vladičin Han sollen sich viele Blaskapellen tummeln, darunter die Besten der Besten, welche schon mehrfach beim größten Trompetenfestival in Guča gewonnen haben. Für unsere Band also der ideale Ort, um sich neue Inspiration zu holen. Es hieß also „Auf nach Vladičin Han!“

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Fahrt nach Vladičin Han

Vladičin Han - Die Perle des Südens

Die Fahrt bis nach Vlad (um es abzukürzen) dauerte mehrere Stunden. Das serbische Bahnnetz ist zwar gut ausgebaut, die Züge sind jedoch mit einer außerordentlichen Gemütlichkeit unterwegs, sodass man für eine Strecke von knapp 100km gut und gerne auch 3 - 5 Stunden Fahrt in Kauf nehmen muss. Aber das waren wir von unseren vorherigen Reisen in Rumänien und der Ukraine schon irgendwie gewohnt und zudem hatten wir alle Zeit der Welt.

Kurz vor dem Ziel änderte sich merklich die Landschaft. Die weiten Landschaften wichen zerklüfteten Bergrücken und Tunnelabschnitten. In Vlad angekommen wussten wir zunächst nicht so recht, wie es weiter gehen soll. Die Stadt ist zwar nicht groß, aber wir hatten keinerlei Kontaktpunkte wie an den vorherigen Orten. Nach einem eher unbefriedigendem Besuch beim örtlichen Italiener (bei dem Hannes Fußnägel wahrscheinlich im weiten Bogen abgesprungen wären...), wollten wir es noch einmal mit Straßenmusik versuchen. Der Uhrzeit verschuldet hatten wir nur 4 Zuschauer, aber bessere hätten wir nie haben können: es waren Festivalorganisatoren. Igor und sein Kumpane waren so von unserer Musik begeistert, dass sie sich nicht nur um eine Unterbringung für uns kümmerten, sondern uns auch für ihr Festival engagierten wollten. Dies war der Beginn eines großen Abenteuers!

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Die nächsten Tage zelteten wir auf dem Gelände des örtlichen Freibades. Ganz in der Nähe war das Gemeindezentrum von Vlad, aus dem wir am zweiten Tag nach unserer Ankunft vielversprechende Laute hörten. Innen probte das Bojan Ristić Orchestra. Da wir gern mit einer solchen Band gemeinsam spielen und von ihnen lernen wollten, fingen wir sie ab und baten um gemeinsames musizieren. Entweder hatten sie darauf keine Lust oder sie haben es etwas falsch verstanden, denn aus dem gemeinsamen spielen wurde ein kleines Battle: serbische Knaller vs. Leipziger Balkan-Klezmer-Borschtsch.

Wenigstens einer kam danach zu einem Lehrer: Seppl hatte sich einen sehr hartnäckigen Trommler angelacht (den ‚Maestro‘), der uns später noch oft besuchen sollte, um diverse Schlagtechniken an der Goc zu demonstrieren.

Unser lieber Freund Igor hatte unterdessen noch andere Überraschungen für uns auf Lager. Ganz nebenbei ließ er seine Bekanntschaft zu Boban Marković verlauten und das er ein Treffen mit ihm arrangieren könnte: Seppl schwebte im siebten Himmel! (zu seiner Schande muss ein Großteil der Band gestehen, dass sie den Namen vorher noch nicht gehört hatte... von wegen Balkanband *chrm*). Am nächsten morgen war es dann soweit und Boban kam für einen morgentlichen Espresso zu uns. Es war 8Uhr morgens und Josi „not amused“ - aber egal, wir versuchten unser Bestes, mit ihm einen Plausch zu halten. Das gestaltete sich auf Grund seiner nicht vorhandenen Englischkenntnisse dann doch etwas schwierig, aber zum Glück hatten wir Magda, die ein wenig übersetzen konnte. Und wer kann schon von sich behaupten, im Schlafanzug neben einem der besten serbischen Trompeter ein Foto gemacht zu haben:

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Morgens mit Boban Marković

Später hatten wir noch ein Erlebnis besonderer Art. Von weitem konnten wir wieder liebliche Obertöne vernehmen und machten uns sofort auf den Weg, die Quelle dessen zu suchen. Bald entdeckten wir eine Hochzeitsgesellschaft, welche, begleitet von einem Orchester, die Stadt zur Kirche entlang lief.

Wir folgten dem Zug (und hatten dabei größten Respekt vor den Musikern: bei 40° ein Sousaphon den Berg hochschleppen ist nicht Ohne) und trafen schließlich auf Bojan Krstić und sein Orchester. Während in der Kirche die Trauung vollzogen wurde, traten wir in Kontakt mit den Musikern. Zum Glück konnten wir auf unseren gemeinsamen Freund Tino eine erste Verbindung aufbauen. Danach begleitete die Band das Paar wieder feierlich Richtung Tal.

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Für den Nachmittag hatte uns Bojan zu sich nach Hause eingeladen. Der Hausflur war vollgestopft mit Auszeichnungen und goldenen Trompeten, die das Ensemble in Guča gewonnen hatte. Josi kam an diesem Nachmittag endlich in den Genuss einer kurzen Einführung in serbische Klassiker und durfte sogar auf einem von Bojans Instrumenten spielen!

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Als Dankeschön haben wir für die Musiker ein Konzert auf der Terrasse gegeben. Neben Bojan und seinen Kollegen tummelten sich bald sämtliche Nachbarn um das Haus und spendeten wohltuenden Applaus.

Die Ukraine - von Uschhorod über die Karpaten bis nach Lviv

Die historische Stadt an der Usch

Uschhorod
Uschhorod

Nach unserer wundervollen Zeit in Rumänien fiel es uns schwer "Leb Wohl!" zu diesem Teil unserer Reise zu sagen - aber so traurig wir darüber waren, unsere lieb gewonnenen Orte loszulassen, so sehr freuten wir uns auf das nächste Kapitel: die Ukraine. Wie wir in unserem letzten Blogpost schon beschrieben haben, machten wir uns von Valea Stejarului über die Grenze auf nach Solotvyno. In Solotvyno bestiegen wir dann den wohl ältesten Zug der Ukraine, der uns laut rappelnd in 7 Stunden nach Uschhorod brachte, wo Hannes der Gruppe zustieß.

In Uschhorod verbrachten wir 2 Tage, die wir dringend nötig hatten, um uns mal auszuruhen und die Ereignisse und Eindrücke der letzten Wochen zu verarbeiten. Wir streunten durch die Stadt, sahen uns ein Freilichtmuseum über die Architektur der Karpaten an und besprachen bei Bier und Pizza unsere bisherigen Erlebnisse, bis uns die Augen zufielen - denn auf einer Reise ist das In-sich-gehen und das Mitteilen seiner Gedanken wohl genau so wichtig, wie das eigentliche Reisen und Erleben.

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Tagesausflug in Uschhorod
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Die Usch und Uschhorod bei Nacht

Doch wollten wir natürlich trotzdem bald weiterziehen. Und so stellte sich uns die Frage: wohin nur? Klar war, dass wir gerne noch einmal in die Berge fahren wollten. Ein Bekannter in Uschhorod erzählte uns von einem Festival, das in den Bergen stattfinden sollte. Trotz längerer Suche konnten wir keine weiteren Informationen finden, als die, dass es sich um ein Folklore-Fest direkt an einem See in den Karpaten handeln sollte. Das klang gut und wir entschieden uns, den nächsten Morgen dorthin zu fahren ohne genau zu wissen, was uns erwarten würde.

Synevyr - der nie gesehene See und das verpasste Festival

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Sonntag Morgen ging es für uns also auf in die Berge - mit dem Kleinbus 4 Stunden durch die Karpaten. Als wir ankamen, kam auch direkt der Schock: die Einfahrt zum See war schon 2 km vorher verstopft von hupenden Autos und laut fluchenden Menschen. Wir stellten fest, dass das schöne Folklore-Fest am See, das wir uns ausgemalt hatten, ein riesiges Volksfest war, welches eher mit Schlager als mit Traditionals aufwartete. Wir machten schnell kehrt. Was sollten wir jetzt machen? Wir entschieden uns erstmal einen Schlafplatz für die Nacht zu finden und unser unendlich schweres Gepäck loszuwerden. Nach einigen Minuten landeten wir auf dem Gelände eines stillgelegten Freilichtmuseums und wurden von dem Hausmeister der nahegelegenen Hotelanlage eingeladen, dort zu zelten. Dieser lud uns auch gleich auf ein, zwei, fünf Schnäpse, sowie Kartoffeln, Gewürzgurken und Gegrilltes mit seiner Familie ein. Wir verbrachten den Nachmittag Musik machend draußen und später in seinem Haus, da er und seine ganze Familie sich als Musiker entpuppten. Mit so einer Herzlichkeit rechnet man nicht einfach so, aber sie begegnet einem so oft in den Bergen.

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Die Gastfreundschaft in den Karpaten
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Unerwartete Jam Session

Leider ließ das gute Wetter des ersten Tages nach und wir wurden die nächsten zwei Tage von Regen überschüttet. Der Himmel färbte sich tief grau und ließ uns wirklich keine Alternative als zu warten und nass zu werden. Glücklicherweise bot uns Stephan, der Hausmeister der Anlage, an, in der nicht genutzten Sauna zu übernachten. So verbrachten wir den Abend dann doch noch im Trockenen, aßen und freuten uns darauf, den nächsten Morgen nach Lviv weiter zu ziehen. Das Wetter in den Bergen ist eben leider nicht so beständig wie die Freundlichkeit ihrer Bewohner...

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Unsere Mitbewohner

Der letzte Halt: Lviv - "Open to the World"

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Im Zug Richtung Lviv

Dienstag morgen fuhren wir von Synevyr nach Wolowez, die Stadt, die mit ihren Zügen die Karpaten mit dem Flachland im Westen verbindet. In Wolowez stiegen wir in den Zug Richtung Lviv. Kaum in Lviv angelangt und unseres Gepäcks entledigt, machten wir uns auf in die Stadt. An diesem Abend sollten wir, die wir aus den Karpaten kamen, auf den Rest der Truppe treffen und so geschah es in einer Pizzeria in der Lviver Innenstadt - erleuchtet von den schönsten Straßenlaternen und vibrierend von der Straßenmusik an jeder Ecke. Wir erzählten uns unsere Geschichten, brachten die Neuankömmlinge auf den neusten Stand und freuten uns über das Wiedersehen. Vor uns lagen noch 5 Tage in der vor Kunst und Kultur strotzenden Stadt.

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Lvivs berühmte Innenstadt

In Lviv wollten wir nochmal so viel Musik mitnehmen und mitteilen wie nur möglich. Auf dem Plan standen also Straßenmusik machen, Konzerte anschauen, den lokalen Straßenmusikern zuhören und befreundete Musiker treffen. Wir erwischten genau die richtige Zeit, um besonders viel regionale und internationale Kultur und Musik mitzuerleben: auf unseren Aufenthalt fielen der 25. Jahrestages der Unabhängigkeit der Ukraine, sowie das Etnovyr Festival, ein Festival für internationale Folk-Musik und Tanz.

Wir hörten indische, serbische und polnische Ensembles, traditionell ukrainische Instrumente und Lieder, eine ukrainische Pop-Band, Jazz Musiker, Straßenmusik ohne Ende... Es war ständig etwas los, ständig etwas Neues zu hören. Trotzdem fanden wir die Zeit, selbst auf die Straße zu gehen und dem ukrainischen Publikum unsere Musik zu zeigen, das uns sehr freundlich und offenherzig empfing.

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Das traditionelle ukrainische Instrument Bandura
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Die serbischen Musiker und Tänzer beim Etnovyr Festival

Der Höhepunkt unseres Lviv-Aufenthalts war aber wohl der vorletzte Abend. Wir trafen uns mit den Schauspielern des Theaters "META", um mit ihnen gemeinsam Musik zu machen, ihnen unsere Songs zu zeigen und von ihnen ukrainische Folklore-Lieder zu hören. Das Theater META gründete sich in den 80er Jahren in Lviv. Sie setzten sich durch ihre Theaterstücke kritisch mit der Politik und Gesellschaft der damals noch sowjetisch besetzten Ukraine auseinander. Aber wie es in der Ukraine oftmals der Fall ist, sangen sie auch einfach Lieder zusammen. Und auch nach 30 Jahren treffen sich ihre Mitglieder immer noch, spielen Theater und singen natürlich. Und so wollten wir gerne etwas von ihnen und ihrem Gesang, ihren Geschichten und der Kultur mitnehmen. Wir verbrachten einen wundervollen Abend zusammen - abwechselnd mit unseren und ihren Liedern, ihren und unseren Geschichten und lernten so eine ganze Menge voneinander.

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Die Mitglieder des Theaters META und die Batiar Gang

Das Ende unserer Reise rückte so näher und näher und nach einem letzten Abend in einem der berühmten Lviver Cafés, packten wir unsere Sachen und sagten nicht nur der Stadt Lebe Wohl sondern auch der ganzen Reise. Einer Reise, die jedoch nie so richtig zu Ende gehen wird - denn diese war nur der Anfang von etwas Wundervollem, was uns immer und immer wieder auf die Straßen, in die Züge und in die Ferne ziehen wird. Denn es gibt noch so viel zu entdecken!

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Eure Batiar Gang

Die Musik der rumänischen Karpaten

Valea Stejarului, Maramuresch
Valea Stejarului, Maramuresch

Nach unserem Aufenthalt in Sighetu Maramtiei machten wir uns letzten Sonntag auf, um die Dörfer der Maramuresch Gegend kennen zu lernen. Unser erster Stop war ein kleines Volksfest in dem Dorf Barsana. Vollgepackt mit Gepäck und Instrumenten wurden wir auf dem Festplatz von den Feiernden überrascht aber herzlich empfangen. Wir verbrachten den Nachmittag auf dem Fest, gebannt von den wundervollen Trachten, der Musik und den traditionellen Tänzen. Dort kamen wir direkt ins Gespräch und entschieden uns am Abend mit unseren Beknnten nach Valea Stegarului zu fahren - dort würde das große Folklore Festival eröffnet werden, von dem wir euch schon kurz erzählt hatten. Das kleine Dorf, in welches wir fuhren, liegt fern ab aller Geschäfte und Stadttrubels - ein Fleckchen Erde an dem es kein Internet oder Telefonnetz gibt und das seine Traditionen mit vollem Herzen auslebt. Wir verbrachten den Abend auf einem Berg sitzend, während der Gesang eines rumänischen Priesters über die Täler wehte und sich in dem Echo der Berge spiegelte.

Das Dorf
Das Dorf

Uns war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, dass uns in diesem Ort so viele neue Freunde, wundervolle Begenungen und solch eine Fülle an Musik erwarten würde. Wir blieben 5 Tage - länger als wir dachten und doch war es keine Sekunde langweilig oder uninteressant. Wir lernten die Dorfkapelle kennen, welche die Klassiker ihres Dorfes jeden Abend um besten gaben. Wir trafen Musiker aus England, die uns ihre liebsten englischen Folklorelieder zeigten. Nach einigen Tagen gesellten sich zu uns zwei Mädels aus Polen mit denen wir Nächte lang am Lagerfeuer mehrstimmig russische, ukrainische, polnische, bulgarische und sogar afrikanische Lieder sangen und lernten. Jeden morgen standen wir auf zu Dudelsack Musik; frühstückten, während sich neben uns die Jugendlichen des Dorfes in ihrer Virtuosität auf der Geige zu übertreffen versuchten; aßen Mittag und sangen; verbrachten die Abende mit unzähligen Menschen, von denen wir lernten, die unseren Liedern zuhörten und mit denen wir uns bis in die Nacht über Musik unterhielten.

Und Schlagzeug zusammenschrauben auf dem Berg
Und Schlagzeug zusammenschrauben auf dem Berg
Gemeinsames Lernen
Gemeinsames Lernen
Der Akkordeonist
Der Akkordeonist
Die Batiar Gang, Tino, Monica und Anja
Die Batiar Gang, Tino, Monica und Anja

Aus allen Begegnungen haben wir unendlich viel Inspiration ziehen können und es fiel uns schwer Abschied zu nehmen nach den 5 Tagen, die sich anfühlten wie 5 Wochen. Die Zeit auf dem Berg wurde zu dem, was wir uns erhofft hatten: eine Zeit, die nur der Musik gewidmet war. Und doch machten wir uns schweren Herzens am Freitag Morgen auf in die Ukraine - über Sighetu Marmatiei, die Grenze und Solotvyno mit der Bummelbahn nach Uzhhorod. Hier in Uzhhorod ist für uns erstmal eine kurze Ruhezeit angesagt bevor es morgen dann weiter geht in die ukrainischen Karpaten - die vorletzte Station unserer großen Reise.

Auf dem Weg in die Ukraine
Auf dem Weg in die Ukraine
Uzhhorod
Uzhhorod

Von Sibiu nach Sighetu Marmatiei

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Nach unseren ersten drei zeitweise etwas regnerischen Tagen in Sibiu, in denen wir erstmal ankamen, Musik machten und uns in Rumänien einlebten, ging es am Donnerstagabend nach Sighetu Marmatiei. 16 Stunden Zugfahrt standen uns bevor - von Sibiu über Brasov und Beclean nach Sighet. Die Zugfahrt war wild und lang. Eins der schönsten Erlebnisse hatten wir am Bahnhof von Beclean: 7 Uhr morgens, die Berge waren noch in Nebelschwaden gehüllt. Wir warteten auf den Zug, versuchten uns aufzuwärmen, als ein Mann auf uns zukam und das Akkordeon sah. Als er zu spielen begann, füllte sich die morgendliche Luft mit Akkordeonklängen und seiner melancholischen Stimme. Mit geschlossenen Augen, versunken in sein Spiel, verzauberte er uns und die Umstehenden, bis der Zug einfuhr.

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Von Sibiu nach Brasov
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Beclean
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Mehr oder weniger bequem...

Der letzte Zug, der uns von Beclean nach Sighet brachte, tuckerte 7 Stunden durch das Land - mit Türen, die man während der Fahrt öffnen konnte, einer mehr als abenteuerlichen Toilette und 2 Stunden in denen wir einfach in der Pampa standen und auf eine neue Lok warteten. Da wir die letzten 4 Stunden alleine im Wagon waren, nahmen wir uns alle ein Abteil, schliefen, machten Musik oder schauten uns einfach die Karpaten und die wunderschöne Landschaft an.

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Die Karpaten

Müde, aber voller neuer Eindrücke und zwei neuen Liedern kamen wir am Freitagnachmittag in Sighetu Marmatiei an. Dort fanden wir ein Hostel, mit riesigem Garten, vielen kleinen Katzen und einer wundervollen Gastgeberin. Diese fragte gleich: "Seid ihr wegen des Festivals hier?" Von dem Festival hatten wir noch nichts gehört, aber als sie sagte es sei ein Folklore Festival, das in 36 kleinen Dörfern rund um Sighet stattfinden würde, wurden wir hellhörig - genau das was wir suchten!

Aber zuerst schliefen wir eine Runde und wurden dann direkt für einen Auftritt in der Coffee Factory hier in der Stadt angefragt. Also machten wir uns fertig und spielten Freitagabend wieder einen spontanen Gig. Im Laufe des Abends lernten wir gefühlt die halbe Stadt kennen, knüpften Freundschaften und konnten gar nicht so recht fassen, wie uns so viel Gutes passieren konnte.

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Das kleine Paradies in Sighetu Marmatiei
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Sonnige Nachmittage

Den nächsten Tag verbrachten wir bei Cyril, einem französischen Künstler, und seiner Frau. Danach fuhren wir zu einem Salzsee, bis wir abends wieder in der Coffee Factory spielten. Unter lautem Jubel, mit tanzendem Publikum und mit noch mehr neuen Freunden beendeten wir den Abend.

Wir entschieden uns den nächsten Tag weiter zu ziehen - jetzt endlich in ein paar kleine Dörfer: nach Breb, Hoteni und die umliegende Gegend. Dort hoffen wir die traditionelle Musik zu erleben. Außerdem möchten wir einige Teile der Folklore Festivals mitnehmen: vielleicht ein Workshop in traditioneller Musik? Vielleicht ein Konzert? Oder etwas ganz anderes?! Wir sind gespannt was die nächste Woche so bringt. Aber jetzt geht es erstmal auf nach Breb - und dann gibt es in ein paar Tagen wieder Neues von uns!

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Eine lange Reise und die ersten Tage in Rumänien

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7:15 Leipziger Hauptbahnhof: mit Pauke, Trompete, Klarinette, Akkordeon und Geige geht's los. Den Anfang der Reise machen wir zu fünft - Seppel, Matze, Stefan, Josie und Melanka - und fahren los nach Dresden. Vor uns liegen 24 Stunden Fahrt in denen wir von Dresden über Prag nach Budapest und im Nachtzug nach Sibiu weiterfahren. Und so durchqueren wir an einem Tag fünf Länder, sehen Berge, Seen und Wälder, Industrie, Dörfer und Städte. Wir beschriften unsere CDs, singen, essen und schlafen und schmieden Pläne für die kommenden 3 Wochen.

Müde, aber glückliche Reisende
Müde, aber glückliche Reisende
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Unsere EP!
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Es ist eine Kunst für sich diese Instrumente gut zu verstauen
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Zugfahren, ewiges Zugfahren...

Um 11Uhr morgens kommen wir nach einer Nacht im Schlafwagon und mehreren Passkontrollen in Rumänien an. Sibiu empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und Geruch nach Gebäck und Kaffee. Hier treffen wir Radu - ein Freund unserer Band - der uns für die ersten zwei Tage Obdach in einem Internat anbietet, das über die Ferien leersteht. Dafür spielen wir zwei Abende in seinem Lokal, welches direkt in der Altstadt gelegen ist und die perfekte Kulisse für einen Film wäre - die Sitzplätze draußen liegen an einer kleinen Brücke, die Laternen verströmen goldenes Licht und man kann über die ganze Stadt mit ihren alten Ziegeldächern sehen.

Sibiu im Abendlicht
Sibiu im Abendlicht
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Die wundervoll schiefen und krummen Dächer Sibius
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Jammen im Hinterhof

Der erste Auftritt unserer Reise war zauberhaft und glücklicherweise können wir uns in Sibiu gut ausruhen und Kraft tanken, ein wenig durch die Stadt flanieren und Musik machen. Heute Abend spielen wir noch einmal im Atrium und verabschieden und gebührend von Sibiu. Denn morgen geht die Reise weiter Richtung Norden - von Brasov über Sighetu Marmatiei nach Breb, Hoteni und Sapanta. Auch wenn wir noch nicht wissen wie wir, wann wir und wo wir genau ankommen, freuen wir uns auf die nächste Etappe in der es darum geht, die ländlichen Regionen Maramures zu erkunden.

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